In diesem Jahr haben wir die Passion Jesu und seine Bedeutung für uns anhand von Passionsliedern aus unserem Gesangbuch betrachtet. Viele dieser Lieder benennen eindeutig den Grund, Inhalt, Sinn und die Bedeutung für uns.
Welchen Schatz haben wir in diesen Liedern. Nicht umsonst war das Gesangbuch früher das Gebetbuch eines Christen. Man hatte es bei sich. Man nahm es mit, wenn einen eine Krankheit ins Krankenhaus zwang. Man lebte mit diesen Liedern. Man tröstete sich mit ihnen. – Ob wir bereit sind diesen Schatz wieder zu heben und für uns heute fruchtbar zu machen? In den fünf Passionsgottesdiensten haben wir einen kleinen Versuch unternommen.
Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich. Sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben.
Ein Pfarrer hat einmal erzählt: Ein gestandener Mann sitzt vor mir. Was ich ihm auch vom Glauben erzähle, er lehnt letztendlich dankend ab. So etwas hätte er nicht nötig. Und damit war das Gespräch zu Ende. – Wie erstaunt war ich, so erzählt der Pfarrer weiter, als ich den Mann an einem Ort wiedertraf, an dem ich ihn nie vermutet hätte – nämlich als Trauzeugen bei einer Trauung.
Weil die Braut Kindergottesdienstmitarbeiterin war, sang in diesem Gottesdienst ein Kinderchor. Dieser sang nun das Lied: Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten…
Da sehe ich, so der Pfarrer, dass eben dieser Mann plötzlich völlig zusammenbricht. Ich denke, hat der einen Herzinfarkt. Er schluchzt tief erschüttert und ist kaum zu beruhigen. – Und da geht mir auf: Unter diesem Kinderlied ist dem Mann schlagartig aufgegangen, wie arm sein Leben eigentlich ist, weil er diesen guten Hirten Jesus, in seinem Leben nicht hat.
Ein kluger Mensch hat diese „Not“-Wendigkeit einmal so ausgedrückt: Es kann ein Mensch in seinem Leben nie weiterbringen, als wenn er mit Gewissheit sagen kann: Weil ich Jesu Schäflein bin. Um diesen guten Hirten, der sein Leben für uns dahingegeben hat, ging es in unseren Passionsandachten. Um diesen Guten Hirten Jesus geht es überhaupt im ganzen Leben. Wenn Jesus der gute Hirte des Lebens ist, dann mangelt einem nichts wirklich.