Was ist der Gottesdienst? Eine traditionelle Veranstaltung, die kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorlockt? Eine langweilige Stunde, mit jahrhundertealter Liturgie und Liedern aus längst ver-gangenen Zeiten? Ein Muss für unsere Konfirmanden?
O doch: Gottesdienstbesuch geschieht immer noch aus einem ge-wissen Pflichtbewusstsein heraus und weil er zum Sonntag einfach zu dazugehört – allerdings oft ohne große Erwartungen mehr. Oder gar: Gottesdienst nach Lust und Laune? Nur die Lust auf Gottes-dienst ist nicht mehr besonders groß. Ausschlafen zieht mehr… Also, Gottesdienst nicht länger systemrelevant?
Es scheint so! In Corona-Zeiten konnten wir –die Abstandsregeln einhaltend und mit einem ausgefeilten Sicherheitskonzept- endlich wieder mit 60 ausgewiesenen Plätzen Gottesdienst feiern. 60 Plätze bei 1500 Gemeindegliedern. Hilfe, was tun wir, wenn mehr als 60 Gemeindeglieder zum Gottesdienst kommen? So äußerte manches Gemeindeglied seine Bedenken. Den 61. dann abweisen? Eine un-mögliche Vorstellung.
Aber all unsere Angst war unbegründet. Der Hunger nach Gottes-dienst, besser nach Gottes Wort, hielt sich in Grenzen. Selbst zum 1. Gottesdienst, den wir nach über zwei Monaten Corona-Pause wieder feiern durften, wollten nur 49 Gemeindeglieder (und die nicht einmal alle aus unserer Gemeinde) mit uns feiern. Und an den folgenden Sonntagen waren es noch weniger. (Also, wertes Gemeindeglied, wenn Sie den Gottesdienst besuchen wollen, aber Angst haben, kei-nen der 60 Plätze zu bekommen. Ihre Angst ist unbegründet, dass Sie wegen „Überfüllung“ nicht mehr eingelassen werden. Es ist auch für Sie noch ein Platz da).
So, wiederhole ich meine Frage: Gottesdienst systemirrelevant? Gottes Wort nicht mehr gefragt? Gemeinschaft der Glaubenden be-liebig? Trost, Ermutigung, Hilfe und auch Korrektur nicht mehr nö-tig? Wirklich? Der Apostel Paulus erinnert uns: Der Glaube kommt aus dem Hören auf Gottes Wort.
Wenn unser Glaube nicht immer wieder neu Nahrung bekommt, was haben wir dann noch für einen Glauben? Worauf verlassen wir uns? Ist das Gottvertrauen nicht längst in der Gefahr zu einer bloßen, selbstgebastelten Lebensphilosophie zu verkommen? Womit trösten wir uns dann noch in den Krisensituationen des Lebens? Woher nehmen wir verlässliche Wegweisung und Entscheidungskriterien für den Kurs unseres Lebens? Und wie gehen wir mit Schuld und Versa-gen um? Woher bestimmt sich mein Wert, wenn ich in den Augen anderer untendurch bin? Und auch: Wer oder was hält mich, wenn schier nichts mehr hält? Und nicht zuletzt: Wer ist dann noch bei mir, wenn ich alles und alle einmal zurück- und loslassen muss?
Für all diese und viele andere drängende, bedrängende Fragen hat Jesus eine Antwort, auch auf die nach dem Sinn Deines und meines Lebens. Deswegen braucht es den Gottesdienst. Gott selber lädt uns ein. Sein Wille ist, dass kein Mensch verloren geht. Deswegen er-greift er das Wort. Besonders in der Veranstaltung am Sonntagmor-gen will er uns dienen („Gottes-Dienst“ an uns).
Mag gut sein, dass der Gottesdienst –politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich betrachtet- nicht systemrelevant ist. Er ist aber ganz gewiss „existenzrelevant“. Wenn Gott redet – und er redet, dann hat er ganz gewiss Lebenswichtiges, letztendlich Entscheiden-des uns allen zu sagen. Herzliche Einladung zum Gottesdienst.
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